Momente, die an die Nieren gehen
Tollwood: Das Musical "Cool" von, mit und über Kids aus dem Westend
Ein Projekt wie die WestEndOpera sollte Schule machen. Nach aufwendigem
Casting schweißte das Elster-Team (drei Veteranen vom Politkabarett
"Floh de Cologne") in monatelanger Arbeit über 30 Multikulti-Kids,
arbeitslos, ohne Ausbildung oder glückliches Elternhaus, manche schon
mal auf Drogen, zu einem dynamischen Bühnen-Ensemble zusammen. "Cool"
ist ein professionelles Musical über die Jugendszene im Westend-Ghetto.
Alles stammt von den 16- bis 26jährigen selbst, vom wummernden Sound
über die aggressiven, manchmal sentimentalen Texte, bis zu den toll
ins Stück integrierten Videoclips; sie haben am Bühnenbild gezimmert
und die Graffiti gesprayt. Bis Mittwoch rappen und skaten, bladen und breaken,
singen und tanzen sie mit Power und Können auf dem Tollwood. Was so
abgeht im Westend-Freizeitheim, kann an die Nieren gehen. Auch wenn es
nur Momentaufnahmen sind, Einzelschicksale nur angeschnitten werden: Die
Sprachlosigkeit, die ihren explosiven Ausdruck in Action, Kampf und Bewegung
findet, wirkt echt. Ebenso die Konflikte um Liebe und Rivalität, Ängste
und Träume in den Songs. Jeder hat ein Solo: die drogenabhängige
Yola, Serap, die in die Türkei verheiratet werden soll, oder die missbrauchte
Sarah...
BARBARA WELTER